Mut, Ja zu sagen
- ecbw
- 1. Nov.
- 4 Min. Lesezeit
Manchmal sind es die kleinen, unscheinbaren Momente, in denen man das Herz eines Menschen erkennt – und das Wesen wahrer Liebe.
Neulich durfte ich so einen Moment erleben. Kein großes Stadion, keine Bühne, kein Wettbewerb. Nur ein gepflasterter Platz, eine bunte Decke, ein paar Kinder – und eine Mutter, die verstand, was ihr Kind wirklich brauchte.

Die Kinderstunde auf dem Hof
Ich stand am Rand eines kleinen Innenhofs und beobachtete, wie sich eine Gruppe Kinder um eine junge Kinderstundenleiterin versammelte. Es war eine Kinderstunde, die draußen stattfand – mitten im Alltag.
Auf einer bunten Decke lagen Kreide, kleine Bälle und ein Stapel Kinderbibeln. Die Sonne schien warm, und das Lachen der Kinder hallte zwischen den Häusern wider.
Ich kannte niemanden von ihnen, und das war gut so. Ich konnte einfach zusehen – ohne Erwartungen, ohne mitzufiebern, wer „es richtig macht“.
Unter den Kindern fiel mir ein Mädchen auf. Es saß etwas abseits auf der Decke, die Beine angezogen, und zeichnete mit einem Stück Kreide leise Kreise auf den Boden. Die Leiterin sprach sie freundlich an: „Sophie.“
Der vergessene Text
Nach dem Singen begann ein Spiel: Die Kinder sollten eine Bibelgeschichte nachspielen – „Der gute Hirte“. Jedes Kind durfte eine Rolle übernehmen. Die Hände flogen in die Luft: „Ich! Ich!“ Nur Sophie blieb still. „Sophie“, sagte die Leiterin, „möchtest du vielleicht den Hirten spielen?“
Zögernd stand sie auf. Sie nickte, trat nach vorn und begann. Erst ganz tapfer, dann vorsichtiger. Sie suchte „ihr verlorenes Schaf“, das hinter einer Decke kauerte. Doch als sie ihren Satz sprechen wollte, blieb sie plötzlich stehen. Der Text war verschwunden.
Einen Moment lang war es still. Dann kicherte jemand. „Sie weiß es nicht mehr!“, rief ein Kind. Sophie senkte den Blick. Ihre Schultern sanken, die Kreide fiel aus ihrer Hand. Langsam setzte sie sich wieder hin, drehte sich weg und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen.
Eine Mutter, die versteht
Am Rand stand eine Frau. Es muss Ihre Mutter gewesen sein. Eine Frau mit freundlichen, müden Augen, als ob sie direkt von der Arbeit gekommen wäre. Sie hatte die Szene beobachtet – und jetzt konnte sie nicht länger stillstehen.
Sie trat nach vorne, kniete sich neben ihre Tochter und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Leise sagte sie: „Sophie, du musst dich nicht schämen. Es ist nicht schlimm, wenn du den Text vergessen hast. Ich freue mich für dich, dass du es versucht hast.“
Sophie schüttelte den Kopf. „Aber sie haben gelacht, Mama. Ich hab’s kaputtgemacht.“
Die Mutter strich ihr sanft über die Wange. „Nein, du hast gar nichts kaputtgemacht. Du warst mutig. Weißt du, der Hirte aus der Geschichte hat sich auch nicht versteckt, als etwas schwierig wurde. Er ist losgegangen, um sein Schaf zu suchen – und er hat es gefunden. Genau so gehst du jetzt wieder los.“
Die Leiterin lächelte: „Wollen wir es noch einmal versuchen?“
Wenn Liebe dich trägt
Sophie sah zu ihrer Mutter. Diese lächelte nur – warm, ruhig, ermutigend. Das Mädchen atmete tief ein, stand langsam auf und ging wieder nach vorn. Diesmal spielte sie die Szene noch einmal. Sie sprach nicht laut, aber klar: „Ich hab dich gefunden! Komm nach Hause.“
Und als sie das „Schaf“ in die Arme nahm, freuten sich die anderen Kinder.
Nicht, weil es perfekt war, sondern weil sie gespürt hatten: Da war Mut. Da war Herz.
Der Gedanke, der bleibt
Ich blieb noch einen Moment stehen. Denn in diesem kleinen Augenblick wurde mir etwas bewusst: Wie oft sind wir selbst wie Sophie. Wir wollen es richtig machen, vergessen unseren „Text“, stolpern über unsere Unsicherheit – und schämen uns.
Doch dann kommt jemand, der uns liebt, mitten hinein in unsere Angst, legt uns die Hand auf die Schulter und sagt:„Ich möchte dir helfen. Du bist mein Kind. Lass es uns noch einmal versuchen.
Der HERR ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grünen Auen und führt mich zu stillen Wassern. Er erquickt meine Seele; er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und wenn ich auch wanderte durchs Tal der Todesschatten, so fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, die trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde; du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über. Nur Güte und Gnade werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Haus des HERRN immerdar. Psalm 23
Und wenn du diesen Jemand noch nicht kennst …
Vielleicht liest du diese Zeilen und merkst:
So jemanden kenne ich gar nicht. Niemand, der mir die Hand auf die Schulter legt, wenn es nicht rundläuft. Niemand, der sagt: „Ich möchte dir helfen.“
Dann darfst du wissen: Es gibt diesen Jemand. Er kennt dich längst. Er sieht deine Kämpfe, deine Zweifel, deine Tränen. Und er wartet – geduldig, liebevoll, ohne Druck.
Er heißt und ist Jesus, der Christus.
Er ist der gute Hirte, der sich niemals verirrt, sondern der sich aufmacht, um dich zu suchen – und dich nach Hause zu tragen, weil du ihm wichtig bist. Wenn du ihn kennenlernen möchtest, dann darfst du einfach anfangen, mit ihm zu reden. Er hört dich. Und dann wirst auch du spüren, wie Jesus Christus dir in deinem Herzen die Hand auf die Schulter legt und sagt: „Ich bin hier. Du bist gefunden. Ich helfe dir.“ Und dann bekommst auch du den Mut "JA" zu sagen.





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